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Werbefilm-Produktion - Kosten & Preise seriös berechnen

Sie wollen wissen, was eine Werbefilm-Produktion kosten sollte bzw. darf? Dann erfahren Sie in unserem Blog-Beitrag alles über die Kostenentstehung & wie wir Preise als Agentur berechnen, um für unsere Kunden erfolgreiche Werbefilme zu produzieren. Wir schildern hier offen, worauf es bei einer seriösen Kalkulation ankommt & worauf Sie als Kunde achten sollten!

Was kostet ein Film?

Nicht selten bekomme ich diese Frage von potentiellen Auftraggebern gestellt, doch leider kann ich diese so nie wirklich beantworten. Es ist ähnlich, wie wenn Sie ein Autohaus betreten und den nächstbesten Verkäufer fragen: Was kostet ein Auto? Auch er wird diese Frage nicht einfach beantworten können, denn zwischen einem VW Up und einem Bugatti Veyron liegen schließlich einige Tausend Euro. Und genauso verhält es sich auch bei einem Werbefilm.

Die Antwort lautet daher: Es kommt drauf an!

Bei Filmproduktionen gibt es, genauso wie bei Autos und anderen Produkten, viele verschiedene Arten, Genres und Ansätze, die alle ihren eigenen und damit unterschiedlichen Wert haben. Die Frage des Preises ist also immer vom konkreten Aufwand eines Projekts abhängig und kann daher nie pauschal beantwortet werden, bevor ein Konzept steht.

Doch so oder so muss ein Film ja kalkuliert werden. Nachfolgend möchte ich anhand eines beispielhaften Werbefilms aus unserer Produktion grob aufzeigen, wofür ein Kunde bei einer Filmproduktion eigentlich sein Geld ausgibt. Ich gebe zunächst keinen konkreten Preis an, sondern „nur“ den Aufwand in Arbeitstagen. Am Ende des Textes erläutere ich noch, wie hoch ein Arbeitstag in der Regel ausgepreist wird. Die mathematische Umrechnung überlasse ich dabei dem Leser ;)

 Hier ist unser Beispielfilm:

 

 

Konzeption:

Ganz zu Beginn, noch bevor der Auftraggeber dem Projekt überhaupt zusagt, steht die Konzeption an. Hierfür braucht man in der Regel mehrere Mitarbeiter, die sich dann gemeinsam oder jeder für sich kreativ austoben. Sind ein paar Konzepte geschrieben, werden diese nochmal intern diskutiert und schließlich dem Kunden in einem etwas längeren Meeting vorgestellt.

Und genauso sind wir das Projekt auch angegangen. Drei KonzepterInnen entwarfen insgesamt fünf grobe Konzeptideen. Eine davon wurde intern verworfen und am Ende haben wir vier Konzepte dem Kunden vorgestellt und näher besprochen.

Das Ganze nahm auch etwas Zeit in Anspruch, nämlich ca. 16 Stunden, als insgesamt 2 Tage.

 

Vorproduktion:

Bei der Vorproduktion handelt es sich um sämtliche Arbeitsschritte vor der Herstellung des eigentlichen Films. Dazu zählen unter anderem: Betreuung und Beratung des Kunden, die detaillierte inhaltliche und optische Konzeption des Films, die Organisation des Teams und der Technik, das Casting, das Suchen von Drehorten, das Einholen von Drehgenehmigungen, die Suche und Auswahl von Requisiten und ganz wichtig: Die Herstellung des Storyboards. Auch die inhaltliche Vorbereitung des ganzen Teams zählt dazu, indem man sich mehrmals mit verschiedenen Personen trifft (allen voran Regie und Kamera) und das gesamte Projekt detailliert bespricht.

In Bezug auf den Beispielfilm mussten wir all diese Arbeitsschritte abarbeiten. Wir haben den Kunden die gesamte Produktionszeit hinweg umfangreich betreut und beraten. Wir organisierten den Drehort, die Schauspieler, die nötige Technik und und und. Bei den Drehorten haben wir mehrere geeignete gefunden und um schließlich die richtige Auswahl zu treffen, mussten wir jeden möglichen Drehort auch persönlich besichtigen. Hinzu kamen diverse Team-Meetings um den Dreh einwandfrei vorzubereiten.

Im Ergebnis waren dies in etwa 16 Arbeitstage.

 

Produktion:

Als Produktion bezeichnet man nun die Gesamtheit der Drehtage. Je nach Aufwand und technischen Anforderungen kann man einen Film mit wenigen Einzelnen oder auch mit Dutzenden Mitarbeitern realisieren. Das Kernteam besteht in der Regel aus: Regie, Kamera, Beleuchtung und Ton-Abnahme. So ein 4er-Team kann für kleinere dokumentarische Filme eingesetzt werden. Für größere Produktionen braucht man hingegen wesentlich mehr Personal als technische und inhaltliche Stütze.

Bei unserem Beispielfilm gab es zunächst einen Aufbautag mit fünf Personen (Kamera, Beleuchtung, Ausstattung, zwei Assistenzen), die den Drehort technisch vorbereiteten. Im Anschluss gab es zwei Drehtage, da die Kinder nur eine sehr begrenzte Zeit am Set als Schauspieler arbeiten durften. An den zwei Drehtagen nahmen jeweils 15 Personen Teil (Regie, Regie-Assistenz, Creative Director, Kamera, zwei Kamera-Assistenzen, VFX-Supervisor, Beleuchtung, Beleuchtungs-Assistenz, Ton-Abnahme, Ausstattung, Aufnahmeleitung, Maske und zwei Setrunner).

In Summe waren dies 35 Arbeitstage.

 

Technische Ausstattung:

Für einen guten Film braucht man auch eine gute Technik. Zwar haben einige Filmemacher schon mit einem iPhone ganze Spielfilme produziert, doch für hochwertige Werbefilmproduktionen ist das nicht zu empfehlen. Neben einer guten Kamera braucht man aber auch noch jede Menge Zubehör: Verschiedene Scheinwerfer, diverse Stative und Stangen (sog. Grip Arms), Kamerasysteme (wie Slider, Kran oder ähnliches), Monitore und Module für Funkübertragung (der Regisseur will schließlich auch was sehen) und vieles mehr.

Auch für unseren Film brauchten wir für den Aufbautag, sowie die zwei vollen Drehtage eine Kamera (RED Epic-w Helium), verschiedene Scheinwerfer bzw. Flutlichter, diverse Stative, einen Slider, ein Easy-Rig und und und. Das Ganze musste dann auch noch mit einem Transporter für die drei Tage mitgeschleppt werden.

Da hier keine Arbeitstage angegeben werden können, gibt es mal einen geschätzten Mietpreis für vier Drehtage: ca. 10.000 €.

 

Schauspiel und Sprecher:

Schauspieler und Sprecher kommen in fast jedem Werbefilm vor und können sehr unterschiedliche Kosten verursachen. Für Schauspieler und Sprecher gibt es keine einheitlichen Preislisten. Der Preis hängt immer davon ab, ob diese Personen an einer Agentur gebunden sind (Vermittlungsgebühr), wie bekannt diese sind (Prominentenbonus) und wie der Film konkret für welche Marke genutzt wird (für Kino und TV fällt das Honorar meistens doppelt so hoch aus).

Bei unserem Film gab es insgesamt zwei professionelle aber nicht-prominente Schauspieler (Fee & Mutter), sowie drei nicht-prominente Kleindarsteller (Kinder – wobei das „klein“ nicht auf die Körpergröße bezogen ist).

Ich möchte an der Stelle keine konkreten Preise nennen, die wir für die Honorare bezahlt haben. Aber folgende grobe Preisbeispiele kann ich aus meiner Erfahrung mitgeben:

Sprecher (nicht-prominent) für Werbefilm, 1:00 Min: 450 – 850 €

Sprecher (prominent) für Werbefilm, 1:00 Min: 800 – 2.500 € (und noch mehr in einigen Fällen)

Komparse für Werbefilm: 100 – 200 € je Drehtag

Kleindarsteller für Werbefilm: 500 – 1.000 € je Drehtag

Schauspieler (nicht-prominent) für Werbefilm: 800 – 2.500 € (und noch mehr in einigen Fällen)

Schauspieler (prominent): nur auf Nachfrage bei der jeweiligen Agentur möglich.

Diese genannten Preise gelten allerdings nur, wenn der Werbefilm, ohne zusätzliche Bewerbung, im Internet auf der Homepage oder auf sozialen Medienplattformen hochgeladen wird. Sobald der Werbespot im TV, im Kino oder als vorgeschaltete Werbung zB auf YouTube läuft, kommen zusätzliche Lizenzkosten (das sog. Buy-Out) hinzu. Diese betragen regelmäßig 200% bis 300% vom eigentlichen (oben genannten Honorar) und sind regelmäßig nur auf ein oder zwei Jahre Nutzungszeit beschränkt.

 

Postproduktion:

In der Postproduktion wird das gedrehte Material gesichtet, geschnitten, gefärbt, und sonst wie bearbeitet, damit man das geplante Konzept umsetzt. Auch Animationen und das Sound-Design zähle ich hiermit dazu.

Unser Werbefilm hat keinen besonders aufwändigen Schnitt, es mussten aber insgesamt 6 verschiedene Versionen des Werbefilms geschnitten werden. Viel aufwändiger waren hingegen die 2D- und 3D-Animationen, die quasi in jedem Bild vorkommen (Flügel, Zauberspruch, Einhorn, Schokomännchen sowie das gesamte Outro). Darüber hinaus wurden die Szenen der Atmosphäre entsprechend eingefärbt (Color Correction und Color Grading) und mit einem passenden Sound-Design versehen. Letzteres umfasst dabei vor allem das Komponieren einer Musik und dem Einfügen von VFX-Sounds (zB beim Zauberspruch).

Das machte am Ende in etwa 25 Arbeitstage.

 

Korrekturschleife:

Der Kunde bekommt in der Regel den Film zu Gesicht, wenn dieser halbwegs oder so gut wie fertig ist. Und natürlich hat dieser ein Recht darauf, auf den Film nochmal Einfluss zu nehmen. Ist der Film stimmig? Passt die farbliche Bearbeitung? Passt die Musik?

Auch bei unserem Film gab es Änderungen, allerdings vor allem in Bezug auf das 3D-Outro. Wir konnten uns an der Stelle jedoch eine Menge Arbeit ersparen, da wir bereits im Rahmen der Vorproduktion ein sehr detailliertes Storyboard gezeichnet und mit dem Kunden besprochen haben.

Für Korrekturen brauchten wir am Ende also nur noch 2 Arbeitstage.

 

Nebenkosten:

Unter Nebenkosten versteht man nun alles, was mit den obigen Tätigkeiten nichts mehr zu tun hat, aber dennoch Kosten verursacht. Die Klassiker sind: Fahrtkosten, Übernachtungskosten der Schauspieler, Miete für Drehort, Verpflegung der Mitarbeiter und Darsteller (Catering), Kosten für Requisite und Klamotten, Verwaltungsgebühren und vieles mehr.

Bei unserem Projekt mussten wir praktisch für alle oben genannten Punkte Geld ausgeben. Außer für Verwaltungsgebühren, die wurden nicht fällig.

Auch dies kann nur mit einem Preis benannt werden: ca. 5.000 €

 

Zwischensumme:

Anhand des obigen Beispielfilms sind wir nun bei 78 Arbeitstagen plus Kosten für die Technik, Schauspiel und sonstige Ausgaben gelandet.

 

Tagessätze:

Beim Thema Tagessatz gibt es teilweise viel Streit. Nicht nur Filmemacher rechnen in Tagessätzen ab, auch weitere Freiberufe kalkulieren auf die gleiche Weise. Doch wie hoch setzt man diesen an? Ohne an dieser Stelle irgendwelche Statistiken und Zahlen gegenüberzustellen, bin ich persönlich der Meinung, dass der Stundensatz eines Freiberuflers (egal welche Branche) nicht unter 40 € netto liegen sollte. Das ergibt einen Tagessatz von 320 €. Nun ist das aber auch wirklich die unterste Grenze.

Anständige Tagessätze für Filmemacher liegen im aktuellen Markt bei etwa 450 bis 900 €, abhängig von der jeweiligen Tätigkeit. So sind Tätigkeiten im Rahmen der Vorproduktion durchaus geringer vergütet, als die Arbeit von Regie und Kamera, oder auch die Arbeit eines 3D-Animators. Man darf schließlich nicht vergessen, dass es sich vor allem bei den Angehörigen der letztgenannten Berufsgruppen regelmäßig um Akademiker handelt. Darüber hinaus gelten vor allem bei TV-Spots wesentlich höhere Qualitäts-Standards, als bei kleineren Filmproduktionen, die nur im Netz laufen. Entsprechend erfahren und gut ausgebildet muss das Produktions-Team für einen TV-Spot sein, was wiederrum höhere Honorare bedeutet.

Bilden wir hieraus den Mittelwert, ergibt dies 675 € für einen Tagessatz.

 

Summe:

Um nun herauszufinden was ein solcher Film kostet (oder kosten kann), müssen Sie folgende mathematische Rechnung lösen:

78 Arbeitstage * 675 €

+ 10.000 € (Technik)

+ 3.200 bis 15.000 € (Schauspiel nicht-prominent)

+ 3.000 bis 9.000 € (Kleindarsteller)

+ 900 bis 2.500 € (Sprecher)

+ 5.000 € (Nebenkosten)

= DAS KANN EIN FILM KOSTEN

 

Fazit:

Egal, welche konkrete Summe Sie auf Basis welchen Tagessatzes am Ende berechnen, es spielt am Ende doch keine Rolle für die Frage "Was kostet ein Film?". Denn jeder Film hat seinen eigenen Aufwand und jeder Filmemacher hat seinen eigenen Preis. Es gibt Produzenten, die einen solchen Film für die Hälfte oder für ein doppeltes Budget produzieren. Einige sind effizienter in Ihrer Arbeit, andere nicht. Manche verkaufen sich über dem Marktwert, manche darunter.

Der Beitrag soll in erster Linie deutlich machen, dass ein Film ein individuelles handwerkliches und auch künstlerisches Erzeugnis darstellt, das aus unzähligen Arbeitsschritten besteht und daher keinen Festpreis kennen sollte. Und wenn Sie als potentieller Kunde auf Festpreisangebote stoßen sollten, dann können Sie sich sicher sein, dass es sich um Schema-F-Filme handelt.

Es soll auch deutlich werden, dass jeder Film einen anständigen Preis verdient hat. Denn bei jedem Filmprojekt investieren viele Menschen eine Menge Zeit, die auch anständig vergütet werden muss, damit wir alle, Auftraggeber wie Auftragnehmer, weiterhin Freude an unserer Arbeit haben.